„Verschwörungsenergie für fulminanten Neustart“

Fördervereins-Mitglied Hermann Reichold berichtet über die Vorstellung des neuen Schauspieldirektors Jan Philipp Gloger und der neuen Chefdramaturgin Brigitte Ostermann

 

Als Regisseur sei er geboren, der immer Spaß dabei hatte, Spiele zu erfinden - so stellte sich der jugendliche Jan Philipp Gloger den Theaterfreunden des Fördervereins Schauspiel in den gut besetzten Kammerspielen am 15. Februar schwungvoll vor. Für den Neustart der Sparte Schauspiel unter seiner Direktion ab Spielzeit 2018/19 brachte der 36jährige gleich seine neue Chefdramaturgin Brigitte Ostermann mit. Beide verkündeten im Gespräch mit Fördervereins-Chef Manfred Schmid das Motto „Abholen und Verändern“ für die kommende Saison, sicherten aber auf jeden Fall eine gebündelte „Verschwörungsenergie für einen fulminanten Neustart“ zu.

 

Aufbruchsstimmung also ist angesagt. Die sehr lebendige und sprachgewaltige erste Vorstellung des Duos Gloger/Ostermann machte deutlich, dass mit einer „breiten Theatersprache“ und mittels eines großenteils neu und divers zusammengesetzten Ensembles von jungen und hungrigen Schauspielerinnen und Schauspielern das Nürnberger Publikum fürs Theater neu begeistert werden soll. Gloger freute sich, als Schauspielchef sein bisheriges künstlerisches „Nomadenleben“ erst einmal beenden zu können und das freundliche und bodenständige Nürnberg („an keiner Stelle arrogant“) näher kennen zu lernen.

 

Als beim neuen Programm davon die Rede war, „mehr in die Extreme“ zu gehen, relativierte der stämmige Westfale Gloger diese starken Worte mit der Bemerkung, damit sei nicht gemeint, nur noch experimentelles Theater auszutesten. Er selber sei nicht ohne Grund mit seiner preisgekrönten „Clavigo“-Inszenierung 2008 in Augsburg erstmals bundesweit aufgefallen. Originalton Gloger: „Ich habe große Sehnsucht nach traditionellen Formen …“.

Fotos: A. Emich-Reichold
Fotos: A. Emich-Reichold

Jan Philipp Gloger wird seine eigene Handschrift in jeweils zwei Inszenierungen pro Spielzeit zeigen, legt aber auch Wert auf gelegentliches „Fremdgehen“ in andere große Häuser. Genaueres zum geplanten Spielplan 2018/19 durfte aber noch nicht verraten werden. Gloger und Ostermann versprachen dem positiv gestimmten Publikum jedoch, dass das Nürnberger Staatstheater auch weiterhin „ein sehr musikalisches Haus bleiben wird“: Grenzüberschreitungen zwischen Oper und Schauspiel sind mit dem neuen Chef-Intendanten Daniel Herzog bereits abgesprochen. Zudem möchte Gloger den bekannten jungen Dramatiker Philipp Löhle zum Hausautor machen.

 

Und überhaupt: Nürnberg solle „Leuchtturmtheater“ werden, mit Hilfe von Löhle, mit Hilfe des neuen Ensembles und des künstlerischen Stabs, und vielleicht auch mit Hilfe des großartigen Dieter Dorn, dem Gloger seine erste Inszenierung in München zu verdanken hat: „Dorn ist noch so voller Leben und sprühender Ideen, dass er uns in Nürnberg sicher gerne einmal eine Inszenierung liefern könnte“. Damit wäre die versprochene „überregionale“ Resonanz des Nürnberger Schauspiels, der sich Gloger und Ostermann offenbar verschrieben haben, spätestens gewährleistet.


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